Online-Sportwetten: Spieler aus Schleswig-Holstein bekommt rund 312.000 Euro von bet-at-home zurück

Fußball EM läuft auf Hochtouren - die Klagewelle gegen Anbieter von illegalen Online-Sportwetten auch

Der Skandal um Online-Sportwetten nimmt während der Fußball EM in Deutschland auch in Schleswig-Holstein Fahrt auf. Das besonders dabei: Bisher galt es als aussichtslos Spielverluste aus Online-Glücksspielen zurückzuholen, wenn der Spieler seinen Wohnsitz dort hat, weil das Bundesland eigene Lizenzen an Online-Glücksspielanbieter herausgab. Ein Mandant der HFS Rechtsanwälte soll nun aber dennoch seine kompletten Spielverluste zurückbekommen. Wir erklären wieso das in diesem Fall geklappt hat und wieso vermutlich auch viele weitere Sportwettanbieter davon betroffen sind.

 Der Anbieter von Online-Sportwetten bet-at-home muss einem Spieler aus dem Landkreis Kiel seine gesamten Verluste zurückzahlen, weil sein Angebot illegal war. So hat es das dortige Landgericht mit einem Urteil (Az.: 2 O 9/23) beschlossen. Der Grund dafür ist etwas kompliziert. Also einmal von vorne: Das Land Schleswig-Holstein vergab im Jahr 2011 in einem kurzen Zeitraum 26 Lizenzen an Sportwettenanbieter und 23 an Anbieter von Online-Casinospielen. Diese Lizenzen erlaubten es Spielern mit dortigem Wohnsitz bei diesen Anbietern zu spielen. Auch bet-at-home hatte eine solche Erlaubnis ergattern können. So weit, so legal. Fakt ist aber, dass dieser Anbieter von Online-Sportwetten die Lizenz nie genutzt hat. Stattdessen entschied sich bet-at-home für ein illegales Angebot auch in Schleswig-Holstein. Sicher war dies gewinnbringender, als sich an die Lizenzbestimmungen zu halten.

Auch Spieler aus Schleswig-Holstein können ihre Verluste aus Online-Sportwetten zurückholen

Im Zeitraum (2014-2019), als der Mandant der HFS Rechtsanwälte zockte waren die Geschäfte mit bet-at-home deshalb nichtig. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch viele andere Anbieter, die eigentlich eine Lizenz für Schleswig-Holstein hatten, in ähnlicher Weise dennoch illegal im deutschen Internet unterwegs gewesen sind“, sagt Thomas Schopf, Gründer der HFS Rechtsanwälte. Für die Kanzlei hat es sich nun gelohnt eine der ersten zu sein, die sich überhaupt an solche Fälle aus Schleswig-Holstein herangetraut hat. Es ist also künftig generell kein Ausschlusskriterium seinen Wohnsitz in diesem Bundesland zu haben, um eine Chance darauf zu haben, Verluste aus illegal angebotenem Online-Glücksspiel zurückzubekommen. Es muss immer überprüft werden, ob die angebotenen Online-Sportwetten überhaupt den Lizenzbestimmungen entsprochen haben.

Online-Sportwetten von bet-at-home: Spielerschutz? Fehlanzeige!

Der Mandant der HFS Rechtsanwälte hatte auf der Seite: www.bet-at-home.com gezockt. Auf dieser Seite war vieles erlaubt, was eigentlich laut Lizenzbestimmungen verboten ist - zum Beispiel verbotene Wettarten oder dass das 1000-Euro-Einzahlungslimit für Spielerkonten nicht existierte. Ständig angebotene Boni lockten ihn dazu immer weiter in die Sucht. Spielerschutz? Fehlanzeige! So gelang es ihm im Zeitraum zwischen den Jahren 2014 und 2019 genau 312. 349 Euro zu verwetten. Dabei hätte es das Angebot in dieser Form gar nicht geben dürfen. Jetzt muss ihm bet-at-home seine Verluste plus rund 74.000 Euro Zinsen zurückzahlen.

Klagewelle schwappt auch über Tipico, bwin, Betano und andere Anbieter von Sportwetten

Auch Tipico, bwin, bet365 oder Betano und zahlreiche weitere Anbieter waren illegal auf dem Markt unterwegs – das ist bereits bekannt. Tausende Klagen laufen aktuell gegen diese Anbieter, in denen Spieler ihre Spielverluste zurückfordern. Zu der Zeit, als der Mandant der HFS Rechtsanwälte zockte, war Online-Glücksspiel – außer in Schleswig-Holstein – in Deutschland sogar verboten. Bei Online-Sportwetten gab es die Ausnahme, dass sie mit einer gültigen Konzession seit dem Jahr 2012 erlaubt sind. Der Haken an der Sache: Eine solche Lizenz für das gesamte Bundesgebiet konnte niemand in Deutschland erwerben, weil das Zulassungsverfahren gegen Europarecht verstieß. Die deutschen Behörden brauchten anschließend acht Jahre, um ein funktionierendes Verfahren an den Start zu bringen. Daran störten sich aber sehr viele Anbieter nicht. Sie gingen einfach ohne gültige Lizenz auf den Markt. Das Land Schleswig-Holstein öffnete mit seiner Sonderregelung und der Vergabe von eigenen Lizenzen das Tor zur Illegalität. 

Online-Sportwetten: Im Schatten von Behörden und der Politik Milliarden umgesetzt

„Da die Behörden die Anbieter aber kaum kontrollierten, entstand ein gigantischer milliardenschwerer Schwarzmarkt im Internet, über den die Anbieter unreguliert ihr Geschäft vor allem mit Spielsüchtigen machen konnten“, sagt Anwalt Thomas Schopf.

Bundesgerichtshof hat sich bereits auf Seite eines Spielers gestellt

Der Ludwigsburger Anwalt begleitete einen weiteren ähnlichen Fall bis vor den Bundesgerichtshof. Zum ersten Mal hat sich der BGH darauf hin im März 2024 mit einem Hinweisbeschluss auf die Seite eines Spielers gestellt, der seine Verluste aus Online-Sportwetten zurückholen will. Der Mann wettete bei EM-Sponsor Betano. Auch dieser Sportwettenanbieter ist  jahrelang illegal auf dem deutschen Markt gewesen. Mehr Infos dazu gibt es hier

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