Tipico war jahrelang illegal im deutschen Internet unterwegs und hatte dabei nicht nur unerlaubt Online-Sportwetten im gesamten Bundesgebiet angeboten, sondern auch Slots (Automaten-Onlinespiele.) Jetzt muss Tipico einem Mandanten der HFS-Rechtsanwälte genau 18.905 Euro plus 2607 Euro Zinsen zurückzahlen. So urteilte das Landgericht Nürnberg-Fürth im März 2023. Der Spieler hatte im Zeitraum zwischen Juni 2017 und August 2020 gespielt. Das meiste Geld verlor er bei Slots.
Tipico: Werbung im ganzen Bundesgebiet, obwohl Online-Glücksspiel nur in Schleswig-Holstein erlaubt war
Online-Glücksspiele waren in Deutschland verboten und nur mit einer gültigen Lizenz in Schleswig-Holstein erlaubt. Das hat den marktführenden Anbieter von Sportwetten aber nicht davon abgehalten seine Angebote unerlaubt im Netz für alle Bewohner des Landes zugänglich zu machen. Erst seit Oktober 2020 verfügt Tipico über eine gültige Lizenz für den gesamten deutschen Markt für das Angebot von Sportwetten. Slots werden inzwischen legal über eine eigene Seite von "Tipico Games" angeboten. Wer aber zuvor außerhalb von Schleswig-Holstein über Tipico gewettet hat, kann noch immer seine Spielverluste zurückfordern. Denn diese Geschäfte waren nichtig.
Dass die Angebote illegal waren, wusste der Spieler im aktuellen Fall nicht: Schließlich sei Tipico in den Medien breit beworben worden und der Zugang zur deutschsprachigen Internetseite sei schrankenlos gewesen. Erst als er aus seiner Spielsucht aussteigen wollte, stieß der Spieler darauf, dass der Anbieter keine gültige Lizenz hatte und er seine Spielverluste zurückfordern konnte.
Tipico: Gegen 1000-Euro-Limit verstoßen
Dazu kommt, dass das Angebot, so wie es auf dem Markt gewesen ist, in keinem Fall genehmigungsfähig gewesen wäre. Also selbst, wenn es zu dem Zeitpunkt als der Spieler gespielt hatte, möglich gewesen wäre, eine Lizenz für ganz Deutschland zu erwerben, hätte Tipico keine bekommen dürfen - aus folgenden Gründen:
1. Tipico hat in diesem Fall nachweislich das vorgesehene Einsatzlimit von 1000 Euro pro Monat nicht eingehalten. Im vorliegenden Fall hatte der Spieler in einem Monat sogar mehr als 9000 Euro auf sein Spielerkonto eingezahlt.
2. Sportwettanbieter dürfen nicht gleichzeitig Online-Casino-Angebote machen. Das regelt der Glücksspielstaatsvertrag ausdrücklich im sogenannten Trennungsgebot.
3. In diesem Fall spielte es keine Rolle, aber Tipico hat nachweislich Live-Ereigniswetten und Cashouts angeboten. Diese Wettarten bleiben weiterhin nicht erlaubnisfähig.
Urteil Landgericht Heilbronn: Tipico muss Spieler 377.432 Euro zurückzahlen
Zuvor wurde der Sportwetten-Anbieter bereits vom Landgericht Heilbronn dazu verurteilt einem Mandanten der HFS Rechtsanwälte 377.432 Euro plus rund 60.000 Euro Zinsen zurückzuerstatten. Das ist die höchste Summe, die ein Online-Glücksspielanbieter bisher in der aktuellen Klagewelle zurückzahlen musste. Erfahren Sie hier mehr auf unserem Blog.
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